Fachkonferenz »Windship Day 2024« an Bord des historischen Frachtseglers PEKING

Windantriebe in der Schifffahrt immer mehr im Kommen

Pressemitteilung /

Segel setzen für eine nachhaltigere, klimafreundlichere Schifffahrt – unter diesem Motto stand der Windship Day 2024, der am Mittwoch, 04. September 2024, an Bord der Viermastbark »Peking« im Hamburger Hansahafen durchgeführt wurde. Zu der Veranstaltung eingeladen hatte die Fraunhofer Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität (unter gemeinsamer Leitung der Hochschule Emden/Leer und des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme IWES), die MARIKO GmbH, das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen, die International Windship Association und das Deutsche Hafenmuseum, das die »Peking« auf ihrem Ausstellungsgelände beheimatet.

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Podiumsdiskussion an Bord der Peking beim Windship Day 2024 mit (v.l.n.r.) Prof. Dr. Jann Strybny (Hochschule Emden/Leer & Fraunhofer IWES), Torsten Conradi (judel/vrolijk & co), Dieter Janecek (Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus), Wolfgang Franzelius (HB Hunte Engineering GmbH), Gavin Allwright (International Windship Association) und Prof. Kapt. Michael Vahs (Hochschule Emden/Leer & Fraunhofer IWES).
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Prof. Kapt. Michael Vahs (Hochschule Emden/Leer) stellt den Entwurfs- und Bauprozess des Frachtseglers »Juren Ae« vor.

Bei der ganztägigen, ausgebuchten Veranstaltung im Frachtraum des historischen Frachtseglers mit 100 Teilnehmenden aus der weltweiten Schifffahrt wurden verschiedene Aspekte im Hinblick auf die zunehmende Nutzung von Windantriebstechnologien diskutiert. Thematische Schwerpunkte des Vortragsprogramms waren neben politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, neueste Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung sowie Einblicke aus der Praxis von maritimen Ingenieurbüros und Anbietern von Windantriebstechnologien. Deutlich wurde in den verschiedenen Vorträgen und Gesprächen immer wieder das enorme Potential von innovativen Windantriebstechnologien für eine klimafreundlichere Schifffahrt aufgrund der in vielen Fahrtgebieten frei verfügbaren Mengen von Wind und der damit verbundenen Einsparpotentiale.

Geprägt wurde die Veranstaltung von hochkarätigen Referierenden aus Politik, Forschung, Schifffahrt und maritimer Wirtschaft. Neben Profisegler Boris Herrmann, der in einem inspirierenden Video-Beitrag seine Zukunftsvision von zahlreichen segelnden Frachtschiffen auf den Weltmeeren skizzierte, nahm mit Dieter Janecek auch der Koordinator der deutschen Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus am Windship Day 2024 teil. Der Bundestagsabgeordnete sprach sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion für die verstärkte Förderung, Entwicklung und Nutzung von nachhaltigen Technologien aus: »Ich begrüße Veranstaltungen wie den Windship Day, weil eine Abkehr von fossilen Kraftstoffen hin zu alternativen Energieträgern sowie innovativen Antriebssystemen in der Schifffahrt unabdingbar ist, damit wir die wichtigen Klimaschutzziele erreichen können.« Diese Botschaft wurde von Katja Baumann (Geschäftsführerin der MARIKO GmbH) wohlwollend aufgenommen: »Der Besuch von Herrn Janecek und weiteren wichtigen Persönlichkeiten der maritimen Branche zeigt die Relevanz des Themas und unserer Veranstaltung. Ich hoffe, dass die Entwicklung und Nutzung von Windantriebstechnologien auch im derzeit in Erarbeitung befindlichen Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt entsprechende Anerkennung und Förderung erfährt.«

Erfreulicherweise ist die Nutzung von Segeltechnologien auf dem Weg zu nachhaltiger maritimer Mobilität international bereits deutlich im Aufwind und schreitet kontinuierlich voran. Weltweit werden derzeit zahlreiche Neubau- und Retrofit-Projekte bekannt gegeben. Einen detaillierten Einblick dazu gab Gavin Allwright (Generalsekretär der International Windship Association) in seinem Vortrag: »Windantriebstechnologien sind weder von gestern noch von morgen – genau jetzt ist die Zeit für die Schifffahrt, um Windenergie als Kraftstoff für die maritime Dekarbonisierung zu nutzen. Und das sehen wir auch an den Zahlen, den alleine im vergangenen Jahr gab es mehr als 40 Neuinstallationen von Windantriebstechnologien auf kommerziellen Schiffen und unsere Forecasts prognostizieren weltweit rund 10.000 Schiffe mit installiertem Wind(zusatz)antrieb bis 2030 und bis zu 40.000 Schiffe bis 2050.«

Eines der bereits im Einsatz befindlichen Windships ist das Mehrzwecksgelschiff »Juren Ae«, das für die Marshallinseln im Südpazifik konzipiert und gebaut wurde. Den damit verbundenen Entwurfs- und Bauprozess stellte eine Forschungsgruppe der Hochschule Emden/Leer um Prof. Kapitän Michael Vahs vor, denn bei der »Juren Ae« handelt es sich um »Klimafreundliche Schifffahrt made in Germany«. Vahs und sein Team präsentierten wichtige Entwurfsfaktoren und erste Ergebnisse der Seeerprobung und äußerten den Wunsch nach mehr realisierten Windship-Beispielen in der deutschen Schifffahrt: »Bei uns dominiert derzeit leider noch die Zurückhaltung und Skepsis im Hinblick auf die Nutzung von Windantriebstechnologien und das trotz nachgewiesener Kraftstoff-Einsparpotentiale und marktfähiger Schiffskonzepte.«

Die tatsächliche Performance von Windantriebstechnologien wie Flettner-Rotoren stand im Vordergrund der Präsentation eines Forschungsteams um Prof. Dr. Jann Strybny (ebenfalls Hochschule Emden/Leer), der gemeinsam mit Michael Vahs für die wissenschaftliche Leitung der Fraunhofer-Arbeitsgruppe Nachhaltige Maritime Mobilität verantwortlich ist. Teil der Entwicklungsarbeit des Teams ist eine aufwendige und andauernde Feldmesskampagne, die durch das Fraunhofer IWES durchgeführt wird. Darüber hinaus skizzierten Jann Strybny und sein Team methodische Ansätze und verwiesen auf die hochmodernen Forschungseinrichtungen am Maritimen Campus Leer: »In Leer wird Forschung und Entwicklung für eine nachhaltige Schifffahrt vorangetrieben. Dabei fokussieren wir mit unserer Expertise in maritimer Hydro- und Aerodynamik, Automatisierungs- und Systemtechnik sowie Werkstofftechnik insbesondere Windantriebssysteme, Designkonzepte und wissenschaftliche Studien für eine emissionsfreie Schifffahrt.«

Insgesamt war der seit Wochen ausgebuchte Windship Day 2024 eine mehr als erfolgreiche Veranstaltung mit vielfältigen Themen sowie zahlreichen Expertinnen und Experten aus der internationalen Schifffahrt. Einig waren sich die Teilnehmenden, dass vor dem Hintergrund des maritimen Klimaschutzes und steigender Energiepreise innovative Antriebsalternativen benötigt werden und Windantriebstechnologien ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Schifffahrt sind. Zufrieden zeigten sich auch die Gastgeber des Deutschen Hafenmuseums um ihren Vorstand Prof. Dr. Hans-Jörg Czech: »Wir freuen uns über das große Interesse am Windship Day auf der Peking und hoffen, dass die in diesem inspirierenden Umfeld besprochenen Themen und Ideen die zur Erreichung der Klimaschutzziele in der Schifffahrt beitragen.«

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