Prüfangebot für Rotorblattmaterialien erweitert
Das Material macht das Blatt: Um den extremen Betriebsbeanspruchungen eines Rotorblattlebens standzuhalten, müssen alle verarbeiteten Materialien ein Spitzenniveau haben. Dazu kommt die Anforderung: möglichst geringe Strukturkosten. Eine profunde Kenntnis der Materialeigenschaften hilft Blattherstellern, die richtigen Materialien dafür auszuwählen und die Probengeometrie zu optimieren. Das Fraunhofer IWES bietet eine einmalige Infrastruktur zur Materialqualifikation und Prüfung der Langlebigkeit – jetzt um vier Maschinen erweitert, darunter auch zwei Meganewtonmaschinen.
In ihrem Griff gibt sogar das stärkste Material irgendwann nach: Die neue 2,5 MN-Prüfmaschine und ihre kleine 1 MN-Kollegin beanspruchen bis zu 3 Meter lange Proben mechanisch mittels eines Hydraulikzylinders in statischen und zyklischen Prüfungen. Sie sind mit besonders steifen und präzisen Spannzeugen ausgestattet und eignen sich sowohl für Faserverbundproben und dicke Laminate als auch für Stahlproben. Das weckt Interesse bei der Industrie:
„Meganewtonmaschinen sind sehr gut geeignet, um Stellvertreterversuche für hochbelastete Strukturen - wie Rotorblattanschlüsse – durchführen zu können. Daran lassen sich Berechnungsmodelle für die Realität validieren“,
urteilt Dr. Alexander Krimmer, Abteilungsleiter Materialien, EUROS Entwicklungsgesellschaft für Windkraftanlagen mbH, bei einem Technikumsrundgang im Rahmen des gestern durchgeführten 2. IWES Materialtages.
Die Meganewton-Maschinen zur Materialprüfung bringen max. 2.500 kN statisch und 2.000 kN Kraft dynamisch auf den Prüfling auf. Horizontal schließende Hydraulik-Spannbacken, T-Nuten-Tisch sowie ein Hallenkran ermöglichen ein flexibles und schnelles Handling der Prüflinge.
so Klaus Schultes, Leiter Forschung und Entwicklung bei der Bard Engineering GmbH, ebenfalls Besucher des Materialtages.
Um die Proben für Offshore-Anwendungen zu qualifizieren können sie vor dem Einspannen in die Maschine in Meerwasser ausgelagert werden. Der nächste Ausbauschritt ist die Kopplung der 1 MN-Maschine mit einer Klimakammer, die die Materialproben dann unter reproduzierbaren Bedingungen gleichzeitig mechanisch und klimatisch beanspruchen kann.
Materialprüfungen werden heute meist uniaxial, d.h. in eine Richtung durchgeführt. Gleichzeitig sind die Beanspruchung in realen Strukturen meist mehraxial und Faserverbundwerkstoffe z.B. stark anisotrop. Für die Modellbildung und -validierung ist es erforderlich, auch biaxiale Versuche durchzuführen – das wird dank einer neuen 100 kN-Maschine für Rundproben möglich. In axialer Richtung kann eine Kraft von 100 kN Zug oder Druck aufgebracht werden, zusätzlich 2000 Nm Torsion bei einem Winkel von +/- 45°. Die vierte Maschine bedient mit 25kN Messungen im niederen Kraftbereich.
Eine kontinuierliche Beschäftigung mit der Verbesserung von Prüfverfahren und -methoden setzt beim IWES in der Probenfertigung und beinhaltet auch die Optimierung der Prüfabläufe als auch die die Entwicklung von neuen Testaufbauten. Dafür werden experimentelle Ansätze mit numerischen und analytischen Methoden kombiniert. Anhand von Modellen ist eine fundierte Einschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen neuer Materialien oder Verfahren auf den Herstellprozess – und damit ein umfassendes Benchmarking neuer Produkte - möglich.
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