Das IWES betreibt technologieoffene Testplattformen (Hydrogen Labs) für die Qualifizierung und Optimierung von Elektrolyseuren - von der Zelle über den Industrie-Stack bis zur Gesamtsystemebene - mit einer Gesamtanschlussleistung bis zu 26 MW. Neben Elektrolyseuren werden hier auch wasserstoffverbrauchende Einheiten und Teile der peripheren Infrastruktur getestet. Unter anderem wird die Langzeitstabilität von Materialien und Komponenten bei dynamischer Betriebsweise von Elektrolyseuren in Kopplung mit Windenergieanlagen erprobt.
Darüber hinaus steht die weltweit führende Einrichtung für Netzintegrationstests am DyNaLab zur Verfügung. Da zukünftige Elektrolyseure als Großverbraucher an das elektrische Netz angeschlossen werden, sind deren netzdienliche Eigenschaften wichtig. Deren Bestimmung und Optimierung stehen daher im Fokus von Forschung und Entwicklung. Entsprechend unterstützen wir die Hersteller bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte.
Ebenso steht eine Testplattform für gekoppelte PtX-Prozesse zur Verfügung, um auch die gesamte Wertschöpfungskette von der regenerativen, lastflexiblen Energiegewinnung über die Wasserstofferzeugung bis zur stofflichen Verwertung abzubilden und im großtechnischen Maßstab zu testen und zu beforschen.
Der Markthochlauf des grünen Wasserstoffs benötigt verlässliche, sichere und kostenoptimierte Systeme und Komponenten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zur breiten Anwendung in Industrie und Wirtschaft. Die Kosten spielen dabei neben der Betriebssicherheit eine zentrale Rolle. Die Entwicklung leistungsfähiger, kostengünstiger und zuverlässiger Komponenten sowie die Etablierung einer Serienfertigung für Elektrolyseure und Brennstoffzellen erschließen Einsparpotenziale.
Experimentelles Testen und darauf aufbauende Modellierungen reduzieren das Risiko, das durch das Upscaling von Elektrolyseuren in neue Leistungsklassen und Einsatzbereiche entsteht, die unter anderem für Offshore-Anwendungen unumgänglich sind. Hierbei weist das IWES Kernkompetenzen im Bereich der elektrochemischen Analytik auf und testet Zellen und Stacks auf der mikroskopischen Ebene. In den Hydrogen Labs sind Stack- und Systemtests bis in den industriellen Maßstab darstellbar. Dies erlaubt, in mikrosopischem Maßstab erworbenes Wissen in großskalige Systeme zu übertragen. Ebenso ist die umgekehrte Richtung denkbar, die Rückführung von im Gesamtsystem beobachteten Effekten auf die mikroskopische Ebene. Dieses Wechselspiel von System- und Einzelkomponententests ermöglicht eine ganzheitliche Optimierung.
Das Fraunhofer IWES betrachtet die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette, von der Erzeugung bis zur Nutzung. Für spezifische Fragestellungen werden die Kompetenzen und Infrastrukturen verwandter Institute hinzugezogen. Unsere Kunden sind sowohl global agierende Konzerne als auch der regionale Mittelstand.
Auch können Modellprozesse der Sektorenkopplung demonstriert und erprobt werden. Dies ist bei fluktuierender Energiezufuhr aus regenerativen Quellen besonders wichtig, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Speicherung von Leistungsüberschüssen zu ermöglichen. Betriebsstrategien für Insellösungen werden systemübergreifend entwickelt und unter techno-ökonomischen Aspekten optimiert.
Für die Versorgungssicherheit ist ein stabiles Netz grundlegend. Nicht immer sind die Netze für hochgradig dezentrale Einspeisepunkte mit netzseitiger Umrichteranbindung und fluktuierende Energiezufuhr ausgelegt.
Bei einem Überangebot erneuerbarer Energien im Netz werden Windenergieanlagen oft abgeschaltet, um das Netz nicht zu überlasten - oder der Strom wird unter Preis ins Ausland verkauft. Eine Option ist, mit Hilfe des sogenannten „Überschuss-Stroms" Wasserstoff herzustellen, der als chemischer Energiespeicher dient. Mit steigender netzgekoppelter Elektrolyseurkapazität werden diese „Verbraucher“ zukünftig, genauso wie auf der Erzeugerseite, Netzsystemdienstleistungen erbringen müssen. Die Durchführung von sogenannten Netzintegrationstests in den Hydrogen Labs helfen, diese Systemeigenschaften vor der großflächigen Marktintegration zu validieren.
Schlüsselkomponenten der Wasserstoffwertschöpfungskette werden modellbasiert abgebildet. Es wird ein kohärenter Daten- und Modellraum zur Co-Simulation von Nutzungsszenarien für eine zukünftige Wasserstoffwirtschaft aufgebaut.
Wir arbeiten daran, eine Referenzarchitektur für digitale Zwillinge so zu erweitern, dass sie die Modularität erneuerbarer Energiesysteme abbilden kann und eingetragene Veränderungen am System berücksichtigt. Damit wird die Basis für einen umfassenden generischen digitalen Zwilling von Wind- und Wasserstoffenergiesystemen geschaffen.
Das Fraunhofer-Anwendungszentrum ILES des IWES untersucht darüber hinaus gemeinsam mit den Partnern Competence Center für Erneuerbare Energien und Energie Effizienz (CC4E) und der Hochschule für Angewandte Wissenschaft Hamburg systematische Aspekte der Herstellung von grünem Wasserstoff mittels Elektrolyse. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Modellierung und Regelung dezentraler und lokaler Energiesysteme. Diese Betrachtungen helfen, die technische Zuverlässigkeit und Systemwirkungsgrade zu verbessern und somit Kosten einzusparen.