Prozesskette für industrialisierte Rotorblattfertigung gestartet

Pressemitteilung /

Nach der Inbetriebnahme des Fertigungsportals im letzten Frühjahr wurde nun der nächste Meilenstein im Verbundprojekt BladeMaker erreicht: die Integration der Prozessschritte als Grundlage für einen prototypischen Gesamtablauf hat begonnen. Erster Schritt ist die Produktion des ersten Steges mit Direktinfusion, darauf folgen die Stegfertigung mit PUR-Schaumkernelementen, die Fertigstellung der ersten Hälfte des Formwerkzeugs sowie die Erprobung eines neuen Greifprinzips für das Handling von Zuschnitten. Bis zum Projektende am Jahresende werden alle optimierten Prozesse zusammengeführt und an den Fertigungsablauf angepasst. Mindestens zehn Prozent Einsparungen bei der Rotorblattfertigung sowie spürbare Qualitätssteigerungen haben sich die 16 Projektpartner zum Ziel gesetzt.

© Harry Zier
Qualitätskontrolle während der Formherstellung.
© Harry Zier
Greifer für den automatisierten pick-and-place-Prozess für gestapelte und größere Zuschnitte und konsolidierte Preforms.
Schematischer Aufbau eines Rotorblattes

Der Fertigungsablauf soll einen Automatisierungsgrad von ca. 60 Prozent erreichen. Dafür nutzt der im Projekt erarbeitete Industrialisierungsansatz neue Materialien, optimierte Prozesse und zeigt an einem IWES-eigenen Blattdesign die Vorteile dieser Art der Fertigung auf. Das Blattdesign erfolgte auf Basis eines vereinfachten, von IWES-Mitarbeitern entwickelten Turbinenmodells mit einer Nennleistung von 1,5 MW. Ein Beispiel aus dem Bereich Prozesstechnik ist die Fertigung der Form ohne Urmodell, die eine deutliche Zeitersparnis von mehreren Wochen ermöglicht. Vor Fertigung des Formwerkzeugs für ein Rotorblatt wird üblicherweise ein Urmodell erstellt, nach dieser Vorgabe wird dann im nächsten Schritt das Formwerkzeug gemäß Blattgeometrie durch manuelle Prozesse abgeformt.

Durch den Einsatz einer CNC-Steuerung kann in Verbindung mit den entsprechenden CAD-CAM-Tools eines Projektpartners die Übergabe der Designdaten an die Fertigungsplanung direkt erfolgen. Dies soll bei allen maschinengebundenen Prozessen erfolgen. Aktuell wurde damit im BladeMaker-Projekt das Formwerkzeug für das 18 Meter lange Wurzelsegment eines insgesamt 40 Meter langen Rotorblattes ohne Urmodell gefertigt. Dieser „Direct Tooling“- Ansatz ermöglicht eine Zeiteinsparung von ca. zwei Wochen. Komplettiert wird die Form mit einem elektrischen Heizsystems auf Kohlenstofffaserbasis.

Stegkern aus PUR reduziert Kosten

Der Steg wird häufig als Sandwichkonstruktion hergestellt, was hohe Steifigkeit bei geringem Gewicht erzielt. Diese Komponente ist eines der zentralen Bauteile zur Erhöhung der Beulsteifigkeit. Ziel im Projekt BladeMaker ist es, den Kern des Stegs aus Polyurethan (PUR) aufzubauen. Anstelle von Kits aus z.B. PVC werden großflächige Elemente vorgefertigt und eingelegt. Der Vorteil: Kostenersparnis. Die in Bremerhaven gefertigten Stege, in konventioneller und angepasster Bauweise, werden in den nächsten Wochen fertiggestellt und anschließend mithilfe einer speziellen Vorrichtung (Stegsetzer) zur optimierten Positionierung in der Halbschale platziert.

Innovatives Greifprinzip für Zuschnittablage

Auch für die Handhabung von gestapelten Zuschnitten mit hohen Flächengewichten und fixierten Zuschnittpaketen (Preform) wurde ein neuer Ansatz entwickelt: ein Greifwerkzeug fasst mehrere ebene Lagen und platziert diese auf einem Träger, wo er den nächsten Schritt der Umformung erfährt. Danach wird der umgeformte Stapel mit dem Greifsystem punktgenau im Formwerkzeug platziert. „Die maschinengestützte Zuschnittablage, entweder direkt oder als Preform, bringt eine spürbare Zeitersparnis, erhöht die Präzision und bewegt sich auf einem konstanten Qualitätslevel“, summiert Gruppenleiter Christian Dörsch die Vorteile.

Bis zum Projektabschluss zum Jahresende soll die Integration und Demonstration aller Teilprozesse erfolgt sein: Die Maschinen müssen punktgenau eingestellt werden, der Wechsel der Prozessköpfe und somit die Umstellung auf den nächsten Fertigungsschritt, ausgeführt am gleichen Maschinenplatz, verlangt exakte Abstimmung. Es bleibt noch Einiges zu tun, bis das eigens designte BladeMaker-Blattsegment seinen „Stapellauf“ entlang der gesamten Fertigungskette durchläuft. Blattherstellern, Zulieferern von Materialien für den Rotorblattbau und der Maschinenbauindustrie öffnet das Demonstrationszentrum für Testläufe mit eigenen oder bereitgestellten Formwerkzeuge und Materialien schon jetzt die Türen, um Möglichkeiten zur Kosteneinsparung im Fertigungsablauf zu identifizieren.

Zentrale Fakten zum Projekt:

Projektpartner: BASF, EMG, EEW Protec, Faserinstitut Bremen, Fibretech composites,
Fraunhofer IFAM, Fraunhofer IWES, Henkel, Hexion, PD Group, Schmalz, Siemens AG und Siemens Industry Software, Sinoi, Universität Bremen/
BIK, 2KM

Förderung BMWi: 8 Mio. EUR, Industriebeitrag: 6 Mio. EUR

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